Die Schule auf die ich gehe hat, wie das RBZ, viele verschiedene Zweige, die man belegen kann. Ich bin in die Berufsschule gegangen, da ich aufgrund der Erasmus+ Förderung in den Berufsschulzweig musste. Die Klasse in die ich nun ging hieß „Administration und Bærekraftig“, was soviel heißt wie Administration und Betriebsentwickling. Unser Stundenplan unterscheidet sich zu dem deutschen in so fern, dass wir keine Fächer wie Mathematik, Englisch, Biologie oder Philosophie haben. Stattdessen haben wir BWL, Sozialkunde, Kommunikation (aber keine Fremdsprache), Sicherheit, sowie Marketing. Das sind ein paar neue Fächer, die ich noch nie hatte. In den Fächern, die ich am BZ schon hatte, konnte ich von Anfang an ganz gut folgen, da ich die meisten Themen schon kannte.
In der ersten Woche hatten wir nur wenig Zeit mit Unterricht verbracht. Wir haben einander etwas kennengelernt, einen Ausflug gemacht und die ganzen organisatorischen Dinge geklärt. Die Klasse schien ziemlich nett. Wir sind nur 10 Leute, neun Mädchen und ein Junge. Ein paar waren offener mir gegenüber als andere, aber das ist völlig verständlich. Die Sprachbarriere ist für einige ziemlich groß. Wenn man hier seine Freunde, Familie und Klassenkameraden hat, ist es schwieriger den Schritt zu gehen eine andere Sprache zu sprechen, um sich mit der Austauschschülerin zu unterhalten. Das kann ich völlig nachvollziehen. Doch einige aus meiner Klasse haben den Schritt dennoch gewagt und wir hatten einige nette Gespräche. Als der Unterricht dann so richtig losging wurde es für mich schwieriger. Ich konnte zwar etwas Norwegisch verstehen, aber gerade, wenn fachliches Vokabular oder komplizierter Lernstoff erklärt wurde, war es sehr schwer zu folgen, oft noch unmöglich. Ab und zu habe ich in meinem eigenen Norwegisch Buch gearbeitet. Bei Gruppenarbeiten und Präsentationen haben mich die Lehrer immer mit einbezogen, dann konnte ich mit meinen Klassenkameraden zusammenarbeiten und mich austauschen. Und natürlich durfte ich meinen Teil immer auf Englisch präsentieren. So bin ich auch immer mehr in das englische Reden gekommen. Die meisten Norweger sprechen auch ziemlich gutes Englisch und so habe ich schon in den ersten Wochen viele neue Wörter gelernt. Auch im Norwegischen habe ich mich immer mehr „hineingehört“ und habe mehr und mehr verstanden. Am Anfang ging es vor allem darum Wörter zu verstehen und nicht nur Klänge. Wenn man eine Sprache nicht versteht scheint es manchmal, als ob die Menschen nur Töne machen und gar keine Wörter benutzen. Doch nach ein paar Wochen konnte ich die Wörter verstehen, auch wenn ich vielleicht die Übersetzung nicht wusste. So war der Unterricht oft zwar etwas langweilig für mich, weil ich nicht folgen konnte, aber ich konnte immer Mal ein paar Wörter aufschnappen und die Bedeutungen nachschauen. Es war allerdings etwas deprimierend, dass ich mich nun von Informationsfetzten zu Informationsfetzten hangeln musste.
Nun hatte ich manchmal ein paar Wörter die ich verstand, welche mir allerdings nicht viel gebracht haben ohne den Kontext und die teilweise verwirrendenden Übersetzungen der Lehrkräfte. Das Hauptproblem ist dabei denke ich, dass niemand wirklich einschätzen konnte wie viel ich tatsächlich verstehe. Jedoch konnte ich das auch nicht wirklich erklären. Es kam immer auf das Thema drauf an und wenn ich wusste worüber sie sprechen habe ich mehr verstanden. Wenn ich keine Ahnung hatte wovon sie sprechen, konnte ich auch nicht folgen. Dazu kam natürlich auch der Dialekt, der in Bodø gesprochen wird. Ich habe in mienen Kursen Bokmål gelernt, also wie die Norweger schreiben und dazu den Oslo Dialekt, welcher dem Bokmål wohl am ähnlichsten ist. Die andere Aussprache eines Wortes, welche das Wort wie ein neues Wort klingen lässt oder neue Wörter, die ich noch nie gehört habe, macht es nicht einfacher zu verstehen.
Woche für Woche gab es mehr Präsentationen und ich konnte teils meine eigenen Sachen bearbeiten und teils habe ich die Aufgaben der Lehrer bearbeitet. Zum Beispiel habe ich einmal einen 5-minütigen Podcast auf Norwegisch über Kundenservice aufgenommen. Das hat sehr viel Spaß gemacht, weil ich etwas Norwegisch sprechen konnte und es auch eine Herausforderung für mich war, da ich natürlich viele Wörter noch nicht kannte.
November
Ab November durfte ich zwei Tage die Woche an meinem Praktikumsplatz im Hotel arbeiten. Die restlichen drei Tage war ich in der Schule, was immer besser lief. Ich konnte mehr und mehr verstehen und hatte die Möglichkeit bekommen an Norwegischunterricht für Migranten teilzunehmen. In der Klasse hatte ich ab jetzt einmal in der Woche Norwegisch und konnte die Grundlagen noch etwas besser und schneller lernen. Außerdem war es auch eine gute Gelegenheit sich mit anderen Schülern aus verschiedensten Ländern auszutauschen.
Zusätzlich habe ich einen Online-Kurs an der Kieler VHS belegt (welchen ich im vorherigen Jahr angefangen hatte und nun fortführen wollte), um auch einen deutschen Ansprechpartner zu haben und von Deutsch auf Norwegisch lernen zu können. Es ist natürlich gut, wenn man im Norwegischen bleiben und so seine Sprachkenntnisse verbessern und erweitern kann, aber um ersteinmal eine gute Grundlage aufzubauen war der Kurs an der VHS sehr hilfreich. So habe ich diesen zwei weitere Semester besucht mit zwei Norwegischkursen gelernt.
2024
Im neuen Jahr war ich so weit, dass ich das allermeiste im Alltag auf norwegisch verstanden habe und auch schon Alltagsgespräche auf norwegisch geführt habe. Ich hatte einige Tage, in denen ich mit meiner Gastfamilie garkein Englisch mehr sprechen musste. Das war auch ein großer Vorteil in der Schule, da ich nun unabhängiger war und Ankündigungen und den Untericht direkt verstand und eine Übersetzung mehr nötig war.
Auch bei der Arbeit war dies natürlich ein großer Vorteil, da ich den Gästen im Hotel direkt weiter helfen konnte, wenn sie mich etwas fragten.
Und mit der Zeit wurde es immer besser, sodass ich am Ende menes Austauschjahren fast komplett fließend im norwegischen war. Den Alltag habe ich komplett auf norwegisch gemeistert und auch in der Schule und mit den Norwegern auf der Arbeit konnte ich problemlos sprechen.
Falls du Norwegisch lernen möchtest:
Falls du selber Interesse hast Norwegisch zu lernen, hier ein paar Tipps. Erstmal solltest du wissen, dass Norwegisch unter den Top 10, der schwersten Sprachen ist. Allerdings muss man dabei beachten, dass es gleich ganz anders aussieht, wenn man Deutsch als Muttersprache spricht. Denn dann ist Norwegisch relativ leicht zu lernen. Also da nicht den Mut verliehren!
Ich habe, wie schon beschrieben, mit VHS Kursen angefangen. Diese Kurse haben mir eine sehr gute Grundlage gegeben. So war ich die erste Zeit hier in Norwegen nicht komplett verloren. Ich konnte mich vorstellen, hätte alleine einkaufen gehen können und auch, wenn ich mal auf jemanden gestoßen bin, der kein englisch gesprochen hat, haben wir uns verständigen können. Ich habe von Anfang an, die Onlinekurse besucht, da ich die Kurse in Norwegen vortsetzen wollte. Es gibt aber auch Präsenskurse. Falls gerade kein Kurs auf deinem Sprachniveau verfügbar ist, sieh auch mal bei anderen VHS´ vorbei. Norwegischkurse gibt es Deutschlandweit online. Ich habe meine ersten Kurse in Kiel gemacht und war sehr zufrieden. Hier die Kieler VHS: https://www.foerde-vhs.de/programm/gesellschaft-und-kulturelles-leben/?Fsize=0&kathaupt=1&katid=133&katvaterid=63
Falls du eher eine Person bist, die lieber alleine lernt, gibt es natürlich auch dort eine Menge Auswahl. Es gibt verschiedenste Lektüren, die einem Norwegisch bebringen. Dieser Blog schreibt über diverse Bücher und Möglichkeiten Norwegisch zu lernen. Und auch darüber, ob sie für das Selbststudium geeignet sind. Der Artikel zum Test von Duolingo ist auch sehr interessant und dem kann ich nur zustimmen. Ich habe auch in meiner Zeit in Norwegen mit Duolingo gelernt. Dies war eine schöne Ergänzung zur täglichen Wiederholung, jedoch nicht hilfreich bei grammatikalischen Fragen oder allgemeinem Texverständnis. Hier der Blog: https://www.ordcap.de/blog/
In meinem Kurs haben wir auch ein Youtube Kanal kennengelernt, welcher von einer Norwegerin geführt wird, die grammatikalische Themen erklärt. Dafür muss man schon etwas Norwegisch kennen, da sie ihre Videos auf Norwegisch macht. Sie spricht allerdings den Oslodialekt und sehr langsam, daher kann man sie sehr gut verstehen. Hier ihr Kanal: https://www.youtube.com/@NorsklrerKarense
Eine weitere Youtuberin, die ich sehr empfehlen kann, ist Ilys. Sie macht auch viele Videos übers Norwegisch lernen und spricht auch Englisch und Norwegisch. Auf ihrem Instagramkanal hat sie immer englische und norwegische Untertitel. Das ist für den Anfang als Orientierung gut, wenn man noch kein Norwegisch spricht. Hier ihr Kanal: https://www.youtube.com/@norwegian.withilys
Außerdem ist es in dem Anfängen, wie auch später noch, wichtig sich die Sprache regelmäßig anzuhören. Das hilft nicht nur bei allgemeinem Hörverständnis, sondern auch mit der Aussprache und man lernt viel genutze Floskeln und Sätze. Auf Spotify gibt es norwegische Podcasts wie „Lær norsk nå!“, welcher extra für das norwegisch lernen gemacht wurde. Andere norwegische Podcasts sind zum Beispiel „Forklart“, „Forklart Junior“, „ForsvinningFredag Podcast“ oder „Tingenes Tilstand“. Auf der Seite von NRK kann man sich gratis Filme und Serien ansehen und auf NRK Radio kann man norwegisches Radio und gratis Podcasts hören.
Meine Quellen und extra Infos, wenn du weiterlesen möchtest:
Schweste Sprachen der Welt: https://www.lingua-world.de/blog/die-schwersten-sprachen-der-welt/
Kieler VHS: https://www.foerde-vhs.de/
Blog zum Thema Norwegisch lernen: https://www.neuschnee.no/blog/norwegisch-lernen
NRK: https://www.nrk.no/